Inklusion ermöglichen, Ticketverkauf vereinheitlichen

Die Fraktion DIE LINKE beantragt zur nächsten Stadtverordnetenversammlung, dass die Stadt eine einheitliche und barrierefreie Eintrittsermäßigung für Menschen mit Schwerbehindertenausweis bei städtischen Kulturveranstaltungen einführt. Dazu erklärt Gizem Erinç-Çiftçi:

„Inklusion ist die Idee, dass alle Menschen mit und ohne Behinderung selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Dazu gehören auch Freizeitaktivitäten und Kulturveranstaltungen. Beim diesjährigen Lichterfest zeigten sich aber gleich mehrere Barrieren beim Online-Ticketverkauf, die Menschen mit Behinderungen eine Teilnahme erschwert haben. Deswegen bringt unsere Fraktion DIE LINKE einen Antrag ein, mit dem wir eine einheitliche, leicht verständliche und zugängliche Ticketermäßigung für Menschen mit Schwerbehindertenausweis bei städtischen Kulturveranstaltungen fordern. 

Beim Lichterfest war der Ticketkauf zu ermäßigten Preisen für Menschen mit Schwerbehindertenausweis online nicht möglich. Der Hinweis ermäßigte Tickets im OF Infocenter erwerben zu können oder eine Telefonhotline anzurufen, ist nur nach mehrfachen, unnötigen Klicks zu finden gewesen. Während Menschen ohne Behinderung also ihre Tickets online gemütlich von zu Hause aus erwerben konnten, mussten Menschen mit Behinderungen für ein ermäßigtes Ticket erst einmal recherchieren, wo diese überhaupt zu finden sind. Und im Zweifel mussten sie dann noch in die Innenstadt zum OF Infocenter fahren, was für Menschen mit Behinderungen mit viel Aufwand verbunden ist. Ob mit oder ohne Behinderung, viele Menschen möchten im Jahr 2023 lieber online Tickets erwerben, als sich auf den Weg in die Innenstadt zu machen. Deswegen fordern wir als Fraktion DIE LINKE, dass bei städtischen Kulturveranstaltungen ermäßigte Tickets online erwerbbar sind, alle Informationen zu Ermäßigungen übersichtlich dargestellt werden und in leichter Sprache verfügbar sind. 

Die Stadt erklärte nach der Kritik in den letzten Wochen, der Online-Verkauf für ermäßigte Tickets sei nicht praktikabel, weil so kein Nachweis vorgezeigt werden könne. Das ist für unsere Fraktion nur eine Ausrede. Es ist gängige Praxis, dass man mit ermäßigten Tickets beim Eintritt einen Nachweis zeigt. Menschen mit Schwerbehindertenausweis wissen das wohl am besten. Bei Kulturveranstaltungen anderer Kommunen ist der Kauf ermäßigter Tickets auf genau derselben Ticketplattform wie beim Lichterfest ganz einfach, z.B. für die Burgfestspiele Bad Vilbel, den Zoo Frankfurt, Open-Air-Konzerte in Dreieich. Und da klappt es wohl mit Nachweisen vor Ort. Die Stadt Offenbach sollte das also auch hinkriegen und die nötigen Absprachen mit den entsprechenden Ticketplattformen treffen. 

Dass beim Lichterfest erst ab einem Grad der Behinderung von 80 ermäßigte Tickets angeboten werden und für Begleitpersonen uneinheitliche Preise gelten, kann nicht im Sinne der Inklusion sein. Ob Grad 50 oder 80 – Menschen mit Behinderungen sind tagtäglich mit Hürden konfrontiert. Sie verfügen häufig über ein geringeres Einkommen als Menschen ohne Behinderung und haben hohe Kosten für ihre Ausstattung oder Assistenz. Ermäßigte Preise tragen dazu bei, dass Menschen mit Behinderung gleichberechtigt am kulturellen Leben teilnehmen können. Aktuell sind die Ermäßigungen aber bei allen städtischen Veranstaltungen unterschiedlich geregelt. Mit unserem Antrag fordern wir deshalb, dass für alle städtischen Kulturveranstaltungen eine einheitliche Ticketermäßigung ab einem Grad der Behinderung von 50 gelten. Zur Inklusion gehört für unsere Fraktion auch, dass Begleitpersonen freien Eintritt haben. Dabei ist es unerheblich, ob die Begleitperson eine Freundin, eine Assistenz oder ein Familienmitglied ist. Für ein selbstbestimmtes Leben müssen Menschen mit Behinderung bei Bedarf eine selbst ausgewählte Begleitperson mitnehmen können, ohne dafür extra drauf zahlen zu müssen. 

Im Jahr 2023 sollten wir als Stadt in der Lage sein die technischen Möglichkeiten für Inklusion und Barrierefreiheit einzusetzen. Vor allem bei städtischen Veranstaltungen muss es inzwischen eine Selbstverständlichkeit sein, dass Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung gleichermaßen teilnehmen können. Inklusion ist ein Menschenrecht, dass leider zu oft vernachlässigt wird. Dabei sind die Lösungen für Barrieren meistens kein Hexenwerk.“