Kappus-Höfe als Teil der Gentrifizierung

Sven Malsy

Sven Malsy

Zur Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Gelände der ehemaligen Kappus-Fabrik, das am Donnerstag in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde, erklärte der Stadtverordnete Sven Malsy:

„Die Kappus-Höfe sind ein weiterer Schritt der Gentrifizierung unserer Stadt. Wieder einmal hat die Stadtverordnetenversammlung ein Wohnbauprojekt beschlossen, das fast nur für Menschen mit hohem Einkommen zugänglich ist. Die Kaufpreise für die geplanten Wohnungen liegen zwischen 3200 und 4000 Euro pro Quadratmeter. Damit sind diese für den größten Teil der aktuellen Offenbacher Bevölkerung unerschwinglich. Auch die Preise für die geplanten Mietwohnungen liegen deutlich über dem aktuellen Durchschnitt. Steigende Mieten in den umliegenden Gebieten, durch Anpassung an den Mietspiegel sind damit vorprogrammiert.

Die Entwürfe zeigen, dass auf dem Gelände Wohnhäuser mit Innenhöfen entstehen sollen, in denen die bessergestellten Bewohner*innen unter sich sind. Ein geringer Flächenanteil ist als geförderter Wohnungsbau geplant. Dieser soll allerdings in einem Haus entstehen, das räumlich klar von den Höfen abgegrenzt ist. Diese planerische Aufteilung dient weder der sozialen Durchmischung noch lässt sie auf ernstgemeinte Maßnahmen im sozialen Wohnungsbau schließen.

In Offenbach wurden in den letzten Jahren hauptsächlich Wohnungen in einem hohen Preissegment gebaut. Die Mieten sind ebenfalls deutlich gestiegen. Viele Menschen fragen sich bereits jetzt, ob sie sich ihre Wohnung in Zukunft noch leisten können. Diesen Prozess nennt man Gentrifizierung, auch wenn im Stadtparlament immer wieder abgestritten wird, dass eine solche Entwicklung stattfindet.

Wohnraum wird zunehmend ein reines Spekulationsobjekt. Für die preisliche Entwicklung von Wohnraum hat das katastrophale Folgen. Diese Entwicklung kann nur angehalten werden, wenn die Stadt Offenbach Wohnraum wieder als Teil der Daseinsvorsorge betrachtet. Die Stadt steht in der Verantwortung bezahlbaren Wohnraum insbesondere für prekarisierte Bevölkerungsgruppen bereitzustellen. Durch die Bereitstellung von preiswertem Wohnraum oder die Vergabe von Häusern und Grundstücken an Genossenschaften oder andere alternative Wohnprojekte kann eine Stadt die Mietpreise beeinflussen. Ob sie es macht oder nicht, ist eine Frage des politischen Willens.“