Fluglärm macht dumm, arm und krank

Pressemitteilung der Stadtverordnetenfraktion Die Linke.

Fluglärm macht dumm, arm und krank

„Fluglärm macht dumm, arm und krank“ unter dieses Motto hatte der Bremer Epidemologe Prof. Dr. Eberhard Greiser seinen Vortrag über die Folgen des Fluglärms gestellt. Prof. Greiser referierte auf Einladung der Stadtverordnetenfraktion Die Linke. am letzten Samstag im Ostpol, gemeinsam mit Dieter Faulenbach da Costa, dem Direktkandidaten der LINKEN zur Landtagswahl. Greiser hat die vom Umweltbundesamt beauftragte Studie zum Fluglärm am Flughafen Köln/Bonn durchgeführt.
In seinem Referat wies Prof. Greiser auf weltweite Studien hin, die längst der Nachweis erbracht haben, dass Fluglärm krankmacht. Die vom Land Hessen und der Fraport AG beauftragte NOHRA-Studie soll diese Frage nochmals klären. „Da wird so getan, als ob es dieses Wissen noch nicht gebe“, so Greiser. „Es steht zu befürchten, dass mit NOHRA etwas anderes beabsichtigt ist, als die zulässigen Grenzwerte beim Lärmschutz zu ermitteln.“

Fluglärm macht dumm

Greiser zeigte in seinem Referat, dass signifikante Leseschwächen bei Schülern schon ab einem Dauerschallpegel von 45 dB(A) im Außenbereich nachweisbar seien.

Fluglärm macht krank

Weiter zeigte Greiser auf, dass das in Frankfurt verfügte Flugverbot von 23 bis 5 Uhr zu kurz sei und aus medizinischer Sicht bis 7 Uhr verlängert werden müsse. Die Verkürzung der Schlafdauer führe unweigerlich zu Herz-, Kreislauferkrankungen. Schon ab einem Außendauerschallpegel von 40 dB(A) sei ein deutlicher Anstieg von Erkrankungen nachweisbar. Nicht zu vernachlässigen seien auch Erkrankungen aus den Feinstäuben der Flugzeugtriebwerke. Während beim Straßenverkehr dazu aussagekräftige Studien vorlägen, gebe es beim Luftverkehr keine Studien, die die Belastung untersuchen.

Fluglärm macht arm

„Fluglärm macht arm“, war die dritte Kernaussage des Vortrags. Dies wies Professor Greiser anhand der Krankheitskosten nach, die durch den Fluglärm entstehen. So hat er in einer Arbeit im „Gesundheitswesen Heft 3 – 2013, S. 127-134“ für den Flughafen Frankfurt die durch den Fluglärm verursachten Krankheiten und daraus folgenden Todesfälle sowie die gesellschaftlichen Kosten des Fluglärms von 2012 bis 2021ermittelt. Er kam auf die erschreckende Zahl von 1,7 Milliarden Euro.

Ergebnis

Der städtische Berater in Sachen Flughafenausbau zeigte anschließend auf, was diese Erkenntnisse für Offenbach bedeuten. Alle Offenbacher Schulen liegen innerhalb eines Fluglärmdauerschallpegels von 30 bis 60 dB(A). Bereits früher sei Offenbach als Spitzenreiter bei der Leseschwäche in Hessen ermittelt worden. „Nun muss bedacht werden, dass kein Kindergarten und keine Schule in Offenbach über ausreichenden Lärmschutz verfügt und die Stadt unter dem Schutzschirm des Landes die Mittel für den Lärmschutz ohne weitere Verschuldung nicht aufbringen kann. Kein Gebiet in Offenbach liegt außerhalb der von der Weltgesundheitsorganisation angegebenen Grenzwerte“, erklärte Professor Greiser.

Auch beim privaten Lärmschutz sieht es nicht besser aus. Faulenbach bezeichnete es als skandalös, dass den Betroffenen in der Nachtschutzzone in Offenbach von der Bewilligungsstelle der Rat gegeben werde, die Fenster geschlossen zu halten. Mit dieser Maßnahme, so die Stelle, werde der erforderliche Lärmschutz erzielt. Da man niemandem in lauen Sommernächsten zumuten wolle ohne Luftzirkulation bei geschlossenem Fenster zu schlafen, werde pro Schlafzimmer je ein Lüfter von 397 Euro bewilligt.
Faulenbach kritisierte weiter, dass die jetzt von allen versprochenen Maßnahmen des aktiven Lärmschutzes zu keiner Lärmminderung führen werde. Die gleichen Maßnahmen wurden nach dem Bau der Startbahn West als Lärm mindernd versprochen, leiser sei es trotzdem nicht geworden. Die damals versprochenen „leisen“ Flugzeuge fliegen nun. Die heute versprochenen „leisen“ Flugzeuge werden in 25 Jahren in der Luft sein, so Faulenbach.