Zum Abriss der Liegenschaft in der Feldstraße und der damit einhergehenden Vertreibung der Obdachlosen erklärte die Vorsitzende der Fraktion Die Linke., Elke Kreiss:
„Die Auswirkungen der Armut, die in weiten Teilen Europas herrscht, sind auch in Offenbach zu spüren. Der Abriss des Hauses in der Feldstraße traf Menschen, die auf der Suche nach Arbeit ihre Heimat verlassen haben und nun unter Bedingungen hausen, die wir als menschenunwürdig betrachten.“
„Aus Sicht der Linken ist es eine Schande für Offenbach, aber auch für die ganze Republik, diesen Menschen weder eine Notschlafstelle noch eine Waschgelegenheit anzubieten. Schließlich kommen die meisten von ihnen auf der Suche nach Arbeit und sicheren Verhältnissen nach Deutschland, nicht auf der Suche nach Sozialleistungen.“
Elke Kreiss erklärte weiter: „Wenn Felix Schwenke als Offenbacher Sozialdezernent erklärt, er gehe davon aus, dass es für die meisten Betroffenen Hilfsmöglichkeiten gebe, dann ist das Schönfärberei. Tatsache ist, dass die meisten Notschlafstellen gerade im Winter aus allen Nähten platzen. Menschen ohne einen Anspruch auf staatliche Hilfe fallen dann schnell durch alle Raster und müssen in Liegenschaften wie in der Feldstraße unterkommen.“
„Ein Sozialdezernent, der von der Sogwirkung spricht, die angeblich jede noch so kleine Geste der Menschlichkeit nach sich zieht, sollte sich fragen, unter welchen Bedingungen die Menschen in ihren Herkunftsländern leben, wenn sie Verhältnisse wie in der Feldstraße der Situation in ihren Heimatländern vorziehen.“
„Dazu kommt, dass die Eigentümerin des Hauses die Bahn ist, die wiederum im öffentlichen Eigentum steht. Der Abriss des Hauses ohne eine Übergangslösung für die Menschen, die darin untergekommen sind, ist unter diesem Aspekt völlig unverständlich“, sagte Elke Kreiss.
„Tatsache ist außerdem, dass sich die Wohnungssituation in Offenbach derzeit verschärft. Davon sind nicht nur Arbeitsmigranten betroffen, sondern auch viele Menschen mit geringem Einkommen oder Kunden der MainArbeit. Die Mieten im Rhein-Main-Gebiet steigen in schwindelerregende Höhen. Die Situation wird dadurch verschlimmert, dass keine Neubauvorhaben im Bereich des preiswerteren Mietwohnungsbaus in Angriff genommen werden und dass nach Sanierungsmaßnahmen die Mietpreise für ehemals günstigen Wohnraum oft deutlich ansteigen. Gleichzeitig leiden die unteren Einkommensgruppen unter einer wachsenden Verarmung. Das führt dazu, dass sich Wohnungslosigkeit in Offenbach verfestigt.“
„Die Linke sieht diese Entwicklung schon seit einiger Zeit mit großer Sorge. Im letzten Jahr haben wir deshalb die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für Wohnungslose gefordert. Unser Antrag wurde allerdings von der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt“, so Elke Kreiss. „Wenn Menschen in Offenbach akut von Wohnungslosigkeit bedroht sind und Anspruch auf Arbeitslosengeld 2 oder Grundsicherung haben, werden sie in der Regel in eine Notunterkunft eingewiesen. Betrachtet man die Übernachtungszahlen in diesen Notunterkünften, so stellt man auf den ersten Blick fest, dass die Anzahl der Personen, die hier übernachten müssen, seit Jahren steigt.“
„Wenn man sich mit Kunden der MainArbeit unterhält, so gewinnt man schnell den Eindruck, dass die MainArbeit nicht ganz unschuldig daran ist, dass viele ihrer Kunden ihre Wohnungen verlieren. Da werden Menschen aufgefordert, mit ihren Vermietern über die Rücknahme von Mieterhöhungen zu verhandeln. Da werden Staffelmietverträge abgelehnt, auch wenn die Miete erst in zehn Jahren die derzeit von der MainArbeit angepeilten Höchstgrenzen erreichen würde. Da werden Nebenkostenabrechnungen nicht vollständig beglichen. Aus unserer Sicht trägt die MainArbeit so zum Anstieg der Wohnungslosigkeit in Offenbach bei.“