Die Anzahl der Übernachtungen in Notunterkünften ist im letzten Jahr kräftig gestiegen. Dieser Trend hält in Offenbach an, seit die Statistik zum Thema „Unterbringung in Notunterkünfte“ in den Sozialbericht aufgenommen wurde. Dazu erklärt die Stadtverordnete der Fraktion DIE LINKE., Marion Guth:
„Die Probleme von Menschen, die in Offenbach ihre Wohnung verlieren, werden vom Magistrat nicht ernst genommen. Anders sind die seit Jahren steigenden Zahlen von Übernachtungen in Notunterkünften nicht zu erklären.
Der aktuelle Sozialbericht dokumentiert einen Anstieg der Übernachtungszahlen in Notunterkünften von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zu den Zahlen von vor vier Jahren sind mittlerweile doppelt so viele Menschen gezwungen, in Notunterkünften zu wohnen. Diese Zahlen sind erschreckend – sowohl für die Menschen, die in Notunterkünften leben müssen, als auch für den städtischen Haushalt.
Laut Statistik übernachten täglich 507 Personen in Notunterkünften. Jährlich kommen so 186 433 Übernachtungen zusammen. Die Stadt Offenbach hat die Wohnungspolitik in den letzten Jahren ausschließlich dem renditeorientierten Markt überlassen. Nun mangelt es an günstigem Wohnraum. Offenbach muss Wege finden, diese Problematik langfristig zu lösen.
Für viele Menschen, die ihre Wohnung verlieren, wird es immer schwerer, ein neues Zuhause zu finden. Studenten, Rentner, Menschen mit geringem Einkommen und Menschen im ALG 2-Bezug haben auf dem Wohnungsmarkt im Rhein-Main-Gebiet wenig Auswahl. Für sie kommt nur ein kleiner Teil der angebotenen Wohnungen in Betracht. Wegen der hohen Nachfrage ist der Wohnungsmarkt in diesem Bereich hart umkämpft. Für die Bewohner von Notunterkünften ist es besonders schwer, eine neue Bleibe zu finden, denn oft können sie nur ein Hotel als Postanschrift angeben. Das schreckt potenzielle Vermieter ab.
In den meisten Notunterkünften werden die Bewohner sich selbst überlassen. Statistisch gesehen wird nicht einmal jeder zehnte Notschlafplatz durch Sozialarbeiter betreut. Hilfestellung durch die Betreiber der Unterkünfte ist im Konzept der meisten Einrichtungen nicht vorgesehen und findet nicht statt. Damit dauert es natürlich länger, bis die Betroffenen eine neue Wohnung finden.
Aus Sicht der LINKEN müssen Notunterkünfte von etablierten sozialen Trägern betrieben und betreut werden. Menschen, die von Wohnungsnot betroffen sind, brauchen aktive Unterstützung, um ihre Situation zu verändern. DIE LINKE. fordert die Einrichtung einer Beratungsstelle für Wohnungslose und eine verbesserte professionelle Unterstützung der Bewohner von Notunterkünften. So kann die Zeit, die Menschen in Notunterkünften verbringen, deutlich reduziert werden und der städtische Haushalt wird an anderer Stelle entlastet.
Langfristig muss der neue Magistrat den städtischen Wohnungsmarkt so steuern, dass auch Menschen mit geringem Einkommen nicht aus Offenbach vertrieben werden. Diese Aufgabe ist Teil der kommunalen Daseinsvorsorge.“