Die Stadtverordnetenversammlung hat am Donnerstag in einem wahren Mammut-Beschluss ein Konzept zur Kooperativen Wohnbaulandentwicklung beschlossen und entschieden, Waldhof West zur Bebauung freizugeben. Dazu erklärt der Stadtverordnete Markus Philippi:
„DIE LINKE-Fraktion wendet sich entschieden gegen die Bebauung von Waldhof-West. Das Gelände ist gekennzeichnet von Ackerflächen, Feuchtgebieten, Orchideen- und Streuobstwiesen, in denen bedrohte Tierarten wie Fledermäuse, Steinkauze und Neuntöter leben. Die Stadtverordnetenversammlung hat beschlossen, Teile des Geländes zu bebauen. Geplant ist, Gebäude auf Ackerflächen zu setzen und dazwischen Landschaftsabschnitte, die als schützenswert eingestuft werden, stehen zu lassen. Diese “Verzahnung von Baukörpern und Landschaft” bedeutet aber faktisch eine Zerschneidung von Grünflächen, die erheblich an ökologischem Wert verlieren, wenn sie nicht verbunden sind. Dass die Grünen dieses Vorhaben unterstützen, ist mehr als erstaunlich.
Wenn man die Klimafunktionskarte der Stadt betrachtet wird klar, dass an dieser Stelle ein zentrales Kaltluftentstehungsgebiet verloren geht. Gleichzeitig sind die Folgen der Kaiserlei-Bebauung für die Kaltluftentstehungsgebiete noch unklar. Vor einigen Jahren hat ein Gutachten zu den Frischluftschneisen vor der Bebauung gewarnt. Mit Blick auf den Klimawandel und die Aufheizung der Innenstadt ist die Bebauung von Waldhof West ein gefährliches Vorhaben, das die Bemühungen um den Klimaschutz unterläuft.
Im Paket mit dieser weitreichenden Entscheidung wurde ein Konzept zur “kooperativen Wohnbaulandentwicklung” beschlossen. Das Konzept bildet den Leitfaden für viele weitere Wohnbauvorhaben in Offenbach, es skizziert neue Baugebiete und schlägt Modelle für die Erschließung vor. Bisher hat Offenbach Baugebiete auf Kosten des städtischen Haushalts erschlossen und von den Investoren keine Entschädigung gefordert. Das Konzept entwirft auch Modelle für die Entschädigung von Eigentümern, etwa bei Grundstückszusammenlegungen für den Zuschnitt von Baugebieten. Uns fehlt eine Diskussion darüber, welche Möglichkeiten der Einflussnahme bei der Vergabe von Erschließungen und dem Verkauf von Entwicklungsflächen für die Stadt übrig bleiben. Dazu macht der Text keine Aussage.
Ein Konzept für diese Fragestellungen haben wir uns schon lange gewünscht. Unklar ist uns aber, wie man ein so wichtige Fragestellungen quasi im Vorbeigehen entscheiden kann.”