Bericht über den antifaschistischen Stadtrundgang mit der Geschichtswerkstatt

von Refika

“Mit über 60 Menschen waren wir am 16.02.2024 als Linke Offenbach-Stadt mit Barbara Leissing von der Geschichtswerkstatt Offenbach in dem antifaschistischen Stadtrundgang durch die Offenbacher Innenstadt unterwegs. Den überwiegend jungen Teilnehmer*innen war in der aktuellen rechtsgerichteten Stimmung in der Gesellschaft spürbar nach mehr Antifaschismus zumute.

Der Stadtrundgang begann am Wilhelmsplatz, den die Nazis zu ihrer Zeit in “Platz der SA” umbenannt hatten. An dieserm Platz wurde die Gruppe besonders zu antifaschistischem Zusammenhalt gemahnt: die verfeindeten Arbeiterparteien hatten sich damals in Offenbach wie auch überall sonst in Deutschland zu spät zusammengeschlossen, um gegen die Nazis vorzugehen, so dass das Nazi-Regime mit heftigen Repressalien die Arbeiterparteien und ihren Widerstand zerschlagen konnte.

In der Austraß erfuhr die Gruppe von dem dortigen Gewerkschaftshaus und dem Saalbau, den die Nazis nach der Machtübertragung rasch abreissen ließen, und am Isenburger Schloss von der großen Bücherverbrennung der Nazis in Offenbach. In der Einkaufpassage der Frankfurter Straße referierte Barbara Leissing von den angesehenen jüdischen Familien Oppenheimer und Hirschen, die dort Kaufhäuser betrieben, bis die Nazis ihnen das Leben in Offenbach verunmöglichten. Die Gruppe beging in diesem Stadtrundgang aber auch mehrere Stolpersteine von Menschen, die sich den Nazis organisiert oder auch unorganisiert als Einzelpersonen widersetzten. Unter anderem erfuhr die Gruppe vom Schicksal von Geog Kaul, den die Machtübernahme der Nazis und das Paktieren von ehemals aktiven Gewerkschafter*innen mit den Nazis, in eine tiefe Verzweiflung stürzte, die darin endete, dass Georg Kaul sich das Leben nahm.

Gegen Ende des Stadtrundgangs passierte die Gruppe den Platz des 8. Mai 1945, dem einzigen Platz in Deutschland, der nach dem Sieg über die deutschen Faschisten benannt ist, was ein Verdienst von Offenbacher Antifaschist*innen ist, die sich für diese Umbenennung eingesetzt haben. Ganz in der Nähe erfuhr die Gruppe dann auch von der ehemaligen Gestapo-Zentrale, in dem Nazi-Gegner inhaftiert und gefoltert wurden, wo sich heute das IHK-Gebäude befindet. Am Nebeneingang des IHK-Gebäudes hat die Gruppe sich die Erinnerungstafel angesehen, die von dem ehemaligen Häftling Hermann Hagendorn enthüllt wurde.

Nach dem Stadtrundgang erhielten wir als Organisatorinnen von der Geschichtswerkstatt Offenbach und der Linken Offenbach-Stadt die Rückmeldung, dass der Stadtrundgang für die Teilnehmerinnen sehr aufschlussreich war und sie sich noch mehr von diesen antifaschistischen Veranstaltungen wünschen.”