Dem Wohnhaus in der Strahlenberger Straße 123-125 wurde die Wärmeversorgung abgestellt. Wie die Offenbach Post berichtete, liegt dies an ausbleibenden Zahlungen seitens des Eigentümers an die EVO. Die Linke Fraktion sieht darin einen gezielten Versuch, das Haus zu entmieten und fordert die Stadt Offenbach zum Handeln auf. Dazu erklärt die Fraktionsvorsitzende Gizem Erinç-Çiftçi:
„Die Wohnsituation der Mieter*innen in der Strahlenberger Straße 123-125 ist ein handfester Skandal. Nachdem im Sommer dieses Jahres bereits über die unwürdigen Zustände mit sich türmenden und später auch brennenden Müllbergen, mangelndem Brandschutz, Wasserschäden und einem defekten Aufzug berichtet wurde, ist jetzt – pünktlich zur kalten Jahreszeit – auch noch die Wärmeversorgung des Hauses durch die EVO abgestellt worden, da der Eigentümer seit Monaten mit den Zahlungen für die Fernwärme im Rückstand ist.
Gerade jetzt, wo die Temperaturen ungemütlich werden, gibt es für die Bewohner*innen des Hauses weder warmes Wasser noch eine laufende Heizung. Das ist nicht nur ungerecht gegenüber den Mieter*innen, die ihre Nebenkosten ordentlich an den Vermieter bezahlt haben und jetzt frieren müssen, sondern es stellt auch eine Gefahr für die Gesundheit der Hausbewohner*innen dar, unter denen auch Familien mit Kindern sind.
Laut den Mieter*innen und auch dem Energieversorger liegt die Schuld an der Situation allein beim Eigentümer. Bereits bei den im Sommer bekannt gewordenen Mängeln haben die Eigentümer gezeigt, wie wenig ihnen an angemessenen und gesunden Wohnbedingungen ihrer Mieter*innen liegt. Während diese pünktlich ihre Miete überweisen, lässt der Eigentümer das Haus verkommen und kommt seiner Verantwortung in keiner Weise nach. Den Aufforderungen der Bauaufsicht, die Mängel zu beseitigen, ist man bis heute offenbar, wenn überhaupt, nur halbherzig gefolgt. Weder wurde der defekte Aufzug zum Laufen gebracht, noch gab es bislang irgendwelche Sanierungen am Gebäude, wie es der Eigentümer großspurig angekündigt hat. Nicht einmal die Brandschäden aus dem Sommer wurden behoben.
Nach Ansicht der Fraktion Die Linke lassen sich in der Strahlenberger Str. 123-125 klare Anzeichen für eine gezielte Entmietungsstrategie seitens der Eigentümerfirma erkennen. Es ist anzunehmen, dass man hier versucht die teilweise schon langjährigen Mieter*innen aus dem Haus zu ekeln, um das Gebäude anschließend einer profitableren Nutzung zuzuführen, beispielsweise durch einen teuren Weiterverkauf oder eine lukrative Neuvermietung.
Dass es sich hier mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein strukturiertes Vorgehen handelt, legt ein genauerer Blick auf die Eigentümerfirma Nox Capital nahe. Hinter ihr steht Geschäftsführer Julian Gregor Kunz – ein Name, der in der Immobilienbranche längst kein unbeschriebenes Blatt mehr ist. Kunz ist an zahlreichen Immobilienfirmen beteiligt, die durch undurchsichtige Firmengeflechte miteinander verwoben sind. Wer sich näher mit diesen Strukturen beschäftigt, stößt schnell auf bekannte Akteure der Immobilienspekulation: So gibt es Geschäftsbeziehungen zu Gijora Padovicz, über den die taz berichtet, dass seine Methoden der Mieter*innenverdrängung in Berlin regelrecht berüchtigt sind. Gegen Kunz selbst gab es bereits Demonstrationen, weil Bewohner*innen eines Hauses in Berlin verhindern wollten, dass er ihr Vermieter wird.
Offensichtlich hat Kunz kein Problem damit, Häuser verfallen oder vermüllen zu lassen, um sie anschließend gewinnbringend umzuwandeln. Dass die Situation in der Strahlenberger Straße womöglich kein Einzelfall, sondern Methode ist, lässt sich einfach nachvollziehen, wenn man etwas über Nox Capital oder ihren Geschäftsführer recherchiert. Hier geht es nicht darum, Menschen mit dringend benötigtem Wohnraum zu versorgen, sondern um knallharte Profitinteressen – auf Kosten der Menschen, die in diesen Häusern leben.
Leidtragende sind wie so oft die Mieter*innen, denen man trotz des unhaltbaren Zustands des Gebäudes und fehlender Wärmeversorgung weiter das Geld aus der Tasche zieht. Viele Optionen bleiben ihnen auch nicht, denn in Folge des völlig überdrehten Wohnungsmarktes, ist es kaum möglich, sich ohne weiteres eine neue Bleibe in Offenbach zu suchen. Das Beispiel zeigt, dass rein renditeorientierte Investmentgesellschaften wie Nox Capital oder auch die Adler Group, die den jahrelangen Stillstand an den nur einen Steinwurf entfernten KWU-Türmen zu verantworten haben, auf dem Wohnungsmarkt nichts verloren haben. Für Die Linke ist klar: Angemessener, sicherer und bezahlbarer Wohnraum ist ein Menschenrecht und keine Ware!
Als Linke Fraktion sehen wir aber auch einen klaren Handlungsbedarf bei der Stadt. In Offenbach fehlt es nach wie vor an einer Anlaufstelle, an die man sich bei Problemen mit Vermietern wenden kann, sei es wegen einer unrechtmäßig hohen Miete, schwerwiegender baulicher Mängel oder des Verdachts einer gezielten Entmietung. Eine solche Stelle haben wir bereits mehrfach gefordert, doch immer hat man unsere Anträge dazu abgelehnt. Im Fall Strahlenberger Straße 123-125 sollte sich die Stadt jedenfalls unverzüglich einschalten, um die Wärmeversorgung des Hauses wiederherzustellen und eine weitere Eskalation der Situation zu verhindern. Um die Wohnungskrise zu bekämpfen, braucht es nicht nur die Schaffung von neuem, bezahlbarem Wohnraum, sondern auch den Schutz der Mieter*innen im Bestand.“
