Zum aktuellen Sozialbericht erklärt die Stadtverordnete Marion Guth:
„Kinderarmut bleibt in Offenbach weiter ein großes Problem. 24 Prozent aller Offenbacher Kinder leben in Bedarfsgemeinschaften der MainArbeit. Der Anteil ist zwar ein wenig gesunken, bildet aber den zweithöchsten Wert in Hessen und liegt deutlich über dem Wert von Frankfurt. Ursache für Kinderarmut ist die Armut der Eltern, die zwar oft arbeiten gehen, aber von den Löhnen nicht leben können und ihren Lohn durch das Jobcenter aufstocken lassen müssen. Wenn man Kinderarmut bekämpfen will, muss man den Eltern Löhne bezahlen, von denen sie leben können. DIE LINKE. fordert außerdem, dass Kinder und Jugendliche kostenlosen Zugang zu Kultur- und Freizeitangeboten bekommen. Diese Forderung muss umgesetzt werden, um die Folgen der Armut für die Kinder zu lindern.
Wir freuen uns, dass unsere Anregung aufgenommen wurde und in diesem Jahr erstmals die Bildungsabschlüsse der Kunden der MainArbeit aufgeführt werden. Dabei zeigt sich, dass 40 Prozent von ihnen keinen Schulabschluss haben. Aus dem Bildungsbericht wissen wir schon seit Langem, dass in Offenbach überdurchschnittlich viele Schüler die Schule ohne Abschluss verlassen. Hier zeigen sich nun die praktischen Auswirkungen: ohne Schulabschluss ist es schwer, einen Weg in das Arbeitsleben zu finden. Offenbachs Schüler brauchen mehr pädagogische Unterstützung durch Schulsozialarbeit und durch spezielle Projekte für Schulverweigerer, damit der Start ins Erwachsenenleben gelingt.
Der Sozialbericht zeigt auch, dass immer mehr Menschen in Offenbach ihre Wohnung verlieren und in Notunterkünften übernachten müssen. Seit Jahren steigt die Zahl der Betroffenen stetig an. Im letzten Jahr wurden erstmals mehr als 200.000 Übernachtungen in Notunterkünften gezählt. Das ist ein neuer, trauriger Rekord in einer Stadt, in der so viel gebaut wird wie in Offenbach. An bezahlbarem Wohnraum besteht ein großer Mangel, und wer seine Wohnung verliert, findet oft keine neue Bleibe, die er bezahlen kann. Dadurch sind die Betroffenen oft gezwungen, monate- oder jahrelang in Notunterkünften zu bleiben. Das ist ein unhaltbarer Zustand, gerade in Zeiten von Corona. Die Hygienebedingungen in Notunterkünften sind deutlich schlechter als in einer Privatwohnung und könnten zu einer weiteren Verbreitung des Virus beitragen. Gleichzeitig zahlt die Stadt viel Geld für die teuren Notunterkünfte, das man sich bei regulärer Unterbringung sparen könnte.
Deutlich gestiegen ist auch die Zahl der Zwangsräumungen, wegen denen Menschen in Notunterkünfte ziehen mussten. Obwohl es weniger Zwangsräumungen als im Vorjahr gab, stiegen die Einweisungen in Notunterkünfte stark an. Das zeigt, dass der Wohnungsmarkt extrem angespannt ist und dass Menschen, die von Zwangsräumungen betroffen sind, inzwischen auch seltener bei Verwandten oder Freunden unterkommen.
Der Sozialbericht macht deutlich, vor welchen Problemen Offenbach steht. Kinderarmut muss bekämpft werden. Erwerbslose brauchen echte Qualifizierungen durch Schul- und Ausbildungsabschlüsse. Die Menschen brauchen bezahlbare Wohnungen. Das sind die Aufgaben, die die Stadt dringend bewältigen muss.“