Gegen die Angst bei Nacht – für eine Kooperation mit dem Heimwegtelefon

Zur nächsten Stadtverordnetenversammlung beantragt die Fraktion DIE LINKE eine Kooperation der Stadt Offenbach mit dem Verein Heimwegtelefon. Dazu erklärt Gizem Erinç-Çiftçi:

„Wenn Menschen nachts unterwegs sind, fühlen sie sich häufig unwohl. Vor allem Frauen und queere Menschen erleben im öffentlichen Raum sexualisierte Rufe, Beleidigungen oder körperliche Gewalt. Auch Männer können sich von anderen Männern bedroht fühlen. Diese Erfahrungen schaffen vor allem nachts ein Unsicherheitsempfinden und schränken die Betroffenen ein.“ 

Deshalb möchte die Fraktion DIE LINKE in Offenbach dem guten Beispiel der Landeshauptstadt Wiesbaden folgen, die eine Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein Heimwegtelefon erarbeitet hat. Der Verein bietet nachts einen Telefondienst an. Dort können Menschen anrufen, die zu später Stunde alleine unterwegs sind und sich dabei unwohl fühlen. Ehrenamtliche begleiten sie dann am Telefon und führen ein nettes Gespräch. Wenn der Notfall eintritt, verständigt der Verein die Polizei und Rettungsdienste. Mit ihrem Antrag will die Fraktion DIE LINKE die Stadt dazu bewegen, eine Kooperation mit dem Verein einzugehen und finanzielle Mittel für die Bewerbung und Förderung des Angebots bereitzustellen. 

Dazu erklärt Gizem Erinç-Çiftçi: „Der Verein Heimwegtelefon wird ausschließlich vom Engagement ehrenamtlicher, junger Menschen getragen, die oft aus eigener Erfahrung ein großes Herz für die gute Sache haben. Erst nach einer sechsmonatigen und zeitintensiven Ausbildung kommen die Ehrenamtlichen zum Einsatz und bieten den Telefondienst ohne jegliche Bezahlung an. Wiesbaden hat in ihrer Kooperation den Grundstein dafür gelegt, das Angebot des Heimwegtelefons für ihre Stadtbevölkerung zu erweitern und den Verein bei seiner Professionalisierung zu unterstützen. 

Wir möchten dieses Angebot des Heimwegtelefons auch bei den Offenbacher Bürger*innen noch bekannter machen. Damit der Verein mit einer steigenden Nachfrage hinterherkommen kann, muss sich Offenbach mit Städten wie Wiesbaden solidarisch an dem Ausbau der Vereinsstrukturen beteiligen. Es braucht mehr Ehrenamtliche, die wiederum ausgebildet werden müssen und den Ausbau der technischen Infrastruktur. Weitere Kommunen haben ihr Interesse an einer Kooperation bekundet, weil die Angst auf dem nächtlichen Heimweg viele Bürger*innen beschäftigt. Je mehr Kommunen zusammenarbeiten, desto mehr Menschen können das Angebot des Heimwegtelefons nutzen.“

Das Heimwegtelefon bietet insbesondere Frauen und queeren Menschen eine Strategie an, dem Unsicherheitsempfinden, Sexismus und der LGBTQ-Feindlichkeit im öffentlichen Raum entgegenzutreten. „Das Heimwegtelefon ist nicht die Lösung für alles. Wir brauchen dringend mehr Kapazitäten in Frauenhäusern, mehr Präventionsarbeit, die gewalttätige Männer adressiert, mehr Selbstverteidigungsangebote für Frauen, gleiche Rechte für LGBTQ-Personen. Aber der Telefondienst stellt ein tolles Angebot und eine weitere wichtige Maßnahme dar und unterstützt die Betroffenen dabei, in Angstsituationen aus der passiven Opferrolle herauszukommen. Eine Kooperation mit dem Verein wäre eine Bereicherung für Offenbach.“, so Gizem Erinç-Çiftçi abschließend.