Offenbach weist bundesweit den höchsten Anteil an Menschen auf, die unter Depressionen leiden. Das hat eine Studie der AOK ergeben. Die Stadtverordnete Marion Guth sagt dazu:
„Depressionen sind Krankheiten, die vielfältige Ursachen haben. Auf einige dieser Ursachen kann die Politik Einfluss nehmen, um die Ausbreitung der Krankheiten zu bekämpfen. Die Leiterin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Sana-Klinikum nennt Armut und Einsamkeit als Gründe für die hohe Zahl der Betroffenen. Jobverlust, Arbeitslosigkeit, ein geringes Gehalt oder eine geringe Rente fördern nach ihren Worten die Entstehung von Depressionen.
Die Armutsquote in Offenbach ist zwar in den letzten Jahren gesunken. Das liegt aber eher am Zuzug von Gutverdienern in die hochpreisigen Neubauwohnungen und nicht daran, dass sich das Einkommen der breiten Bevölkerung erhöht hätte. Die Preissteigerungen für Lebensmittel treffen Menschen mit geringem Einkommen am härtesten, weil sie einen größeren Anteil ihres Geldes für Lebensmittel ausgeben müssen. Zukunftsängste ziehen sich durch alle Bevölkerungsschichten. Wer aber ein geringes Einkommen hat, für den sieht die Zukunft düster aus, und das äußert sich auch in der Entstehung von Depressionen.
Gegen Armut gibt es ein Rezept: die Anhebung der Löhne, Renten und Sozialleistungen, denn auch Menschen, die nicht arbeiten können, haben ein Recht auf eine menschenwürdige Existenz. Auch über berufliche Qualifizierungsangebote ist ein Ausweg aus der Armut möglich. Die MainArbeit hatte deshalb eine Ausweitung dieser Angebote geplant, musste sie allerdings wegen der Kürzung der Mittel des Bundes zurücknehmen. Das ist für viele Menschen eine Katastrophe. Qualifizierungen kosten erst einmal Geld, aber auf Dauer entlasten sie die öffentlichen Kassen, weil die Menschen danach von ihrer Arbeit leben können. Die Streichung dieser Gelder ist ein Beweis für die Absurdität der Schuldenbremse, die von vielen Akteuren lauthals gefordert wird.
Einsamkeit ist ein weiterer Faktor, der zur Entstehung von Depressionen beiträgt. Auf diesen Faktor kann die Stadt direkt Einfluss nehmen, etwa durch den Ausbau und die Förderung von Begegnungsräumen. Das können Stadtteilbüros sein, das können aber auch Orte wie der Rathauspavillon sein, in dem in der kurzen Zeit seiner Nutzung viele Initiativen einen Raum gefunden haben und der als eine echte Begegnungsstätte für unterschiedlichste Menschen wirkte.
Die Linke setzt sich daher für die Schaffung von öffentlich nutzbaren Räumen ein. Begegnungsräume wie der Pavillon oder die alte Stadtbücherei müssen weiter für nicht-kommerzielle Angebote zugänglich sein. Solche Angebote machen die Seele einer Stadt aus und sie verhindern Einsamkeit. Die Umgestaltung der Innenstadt bietet die Möglichkeit, noch mehr solcher Begegnungsräume zu schaffen und damit weitere Zielgruppen anzusprechen. Diese Chance muss die Stadt nutzen. So kann sie der Einsamkeit entgegenwirken und die Ausbreitung von Depressionen bekämpfen.“