Im August letzten Jahres hat die Stadtverordnetenversammlung den Magistrat damit beauftragt, eine einheitliche Ermäßigungsregelung für schwerbehinderte Menschen bei städtischen Kulturveranstaltungen festzulegen. Vorangegangen war ein Antrag der Linken. Knapp ein Jahr später hat sich an der Situation jedoch scheinbar nichts geändert.
Dazu erklärt Michael Hartmann, Mitglied des Behindertenbeirats für Die Linke: „Schwerbehinderte Menschen haben es oft nicht leicht, Kulturveranstaltungen zu besuchen. Unnötige Barrieren sollten daher abgebaut werden, damit auch sie möglichst problemlos am kulturellen Leben in unserer Stadt teilhaben können. Dazu gehören ganz klar auch Eintrittsermäßigungen. Diese sollten sich dann aber nicht bei jedem Konzert unterscheiden und auch die Mitnahme von Begleitpersonen darf nicht immer wieder an andere Bedingungen geknüpft sein. Genauso unnötig ist es in Zeiten des Internets, dass Schwerbehinderte für den Kauf ihrer Eintrittskarten jedes Mal den Weg zur Vorverkaufsstelle auf sich nehmen müssen. Der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung hier mit einheitlichen Regeln Abhilfe zu schaffen, war daher ein sinnvoller und überfälliger Schritt zur besseren Integration Schwerbehinderter in unsere Stadtgesellschaft.“
Bis zum Beschluss der Stadtverordnetenversammlung, der auf Initiative der Linken zustande kam, gab es im Kulturprogramm der Stadt Offenbach erhebliche Unterschiede bei der Eintrittsermäßigung für Schwerbehinderte. So gab es zum Teil eine Ermäßigung erst ab einem Grad der Behinderung von 80 und die Regelung für Begleitpersonen war nicht einheitlich. Zudem konnten ermäßigte Tickets nur im OF Info Center im Salzgässchen erworben werden. Mit dem Beschluss hat man sich auf klare Regeln geeinigt, die für alle städtischen Veranstaltungen zu gelten haben: Eine Ermäßigung gibt es ab einem Grad der Behinderung von 50, die Mitnahme einer Begleitperson (bei Merkzeichen B im Ausweis) ist kostenlos und es sollte immer die Möglichkeit bestehen, auch ermäßigte Tickets online erwerben zu können.
Für das Konzert des Trio Fortepiano am heutigen Dienstag ist es nun aber erneut nicht möglich, online ermäßigte Tickets zu kaufen. Beim Riviera Festival kann man zwar auf der Website ermäßigte Tickets auswählen, diese sind jedoch genauso teuer wie reguläre Eintrittskarten. Bei beiden Events ist der Magistrat der Stadt Offenbach Veranstalter.
Der Fraktionsvorsitzende der Linken Sven Malsy kritisiert: „Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum immer noch so ein heilloses Durcheinander bei den Eintrittsermäßigungen für Schwerbehinderte herrscht. Wir hatten eigentlich die Erwartung, dass die beschlossenen Standards einfach und zügig umgesetzt werden. Dass die Situation fastein Jahr danach immer noch so unübersichtlich ist, ist eine herbe Enttäuschung.
Inklusion ist zweifellos eine komplexe Aufgabe, in diesem Fall sehen wir jedoch keine großen Hindernisse den Beschluss auch in die Tat umzusetzen. Wir werden daher beim Magistrat eine Anfrage einreichen, um zu erfahren, woran es hapert.“