Die Fraktion DIE LINKE hat beantragt, ein Konzept für Gesundheitskioske in Offenbach zu erstellen. Dazu erklärt die Stadtverordnete Marion Guth:
„Gesundheit ist eine Frage des Einkommens und der sozialen Schichtzugehörigkeit. In den letzten Jahren haben verschiedene Studien gezeigt, dass ein enger Zusammenhang zwischen dem Einkommen und der durchschnittlichen Lebenserwartung eines Menschen besteht. Die Lebenserwartung von Menschen aus den untersten Einkommensgruppen ist um mehrere Jahre niedriger als die von Menschen, die über ein überdurchschnittliches Einkommen verfügen. Dasselbe gilt für Krankheiten: Menschen mit niedrigem Einkommen sind vermehrt von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, chronischer Bronchitis oder Depressionen betroffen. Diese Statistiken schreien geradezu nach einem Eingreifen der Politik. Es darf nicht sein, dass das Einkommen eines Menschen über seine Lebenserwartung bestimmt.
Viele Offenbacher sind von diesen Statistiken direkt betroffen, denn unsere Stadt weist das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen in Hessen aus. Zudem leben in Offenbach viele Menschen, die wenig Deutsch sprechen. Die Angebote der Krankenkassen zur Gesundheitsförderung erreichen viele Menschen nicht. Die Bundesregierung hat nun eine Gesetzesinitiative zum Aufbau von Gesundheitskiosken in sozial benachteiligten Regionen gestartet. Die Fraktion DIE LINKE beantragt, dass Offenbach schon jetzt ein Konzept für ein Gesundheitskiosk in Offenbach erarbeitet.
Gesundheitskioske sind niedrigschwellige Angebote, die medizinische und soziale Beratung verknüpfen. Sie wenden sich an Menschen mit geringem Einkommen, Menschen, die wenig Deutsch sprechen und Menschen, die frisch in Deutschland angekommen sind und noch keine Krankenversicherung haben.
Das Personal ist medizinisch geschult und mehrsprachig. Die Einrichtungen werden in Stadtteilen angesiedelt, in denen die Einkommensstruktur besonders niedrig ist. Sie bieten ausführliche Erklärungen zu medizinischen Diagnosen, Hinweise zum deutschen Gesundheitssystem und seinen Leistungen, organisieren Präventionskurse und verbessern das Verständnis der Betroffenen für ihre Krankheiten.
Der Gesundheitskiosk in Hamburg veranschlagt 60 Minuten für ein Erstgespräch. Damit schließen die Einrichtungen eine Lücke, die in unserem Gesundheitssystem zweifellos besteht, denn im normalen Betrieb einer Arztpraxis oder eines Krankenhauses hat niemand Zeit, Patient*innen umfassend über ihre Erkrankungen zu beraten. Dabei ist bei vielen Krankheiten eine frühe Beratung und Behandlung besser für die Heilungsprognose und erspart den Sozialkassen teure Krankenhauseinweisungen.
Gesundheitskioske verstehen sich als Ergänzung zu den bestehenden Angeboten. In Offenbach engagieren sich verschiedene soziale Träger im Bereich der Gesundheit, Sozialberatung und Migrationsberatung. Das Konzept für einen Gesundheitskiosk muss in Kooperation mit diesen Trägern und Einrichtungen erarbeitet und umgesetzt werden, damit es optimale Wirksamkeit entfalten kann.
Wir dürfen nicht länger hinnehmen, dass das Einkommen über die Lebenserwartung von Menschen bestimmt. Gesundheitskioske sind ein wichtiger Schritt, um diesen unhaltbaren Zustand zu beenden. Aus Sicht der Fraktion DIE LINKE muss Offenbach aktiv werden, um den Menschen, die hier leben ein gesünderes Leben zu ermöglichen.“