Cannabis-Modellprojekte für Offenbach

Auch in Offenbach sollen Cannabis-Modellprojekte zur wissenschaftlichen Erforschung des Konsums und seiner gesellschaftlichen Auswirkungen entstehen. Die Linke hat dazu einen Antrag gestellt. Peter Schnell erklärt:

„Schon 2021 hat die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, dass sich Offenbach an einem wissenschaftlichen Modellprojekt zur kontrollierten legalen Abgabe von Cannabis beteiligen soll. Aktuell sind dazu in vielen anderen Städten Projektanträge in Vorbereitung. Aus Sicht der Linken ist es nun an der Zeit, dass sich auch Offenbach für ein wissenschaftliches Modellprojekt bewirbt.

Auf unsere Anfrage im Oktober zum Planungs- und Umsetzungsstand antwortete der Magistrat Anfang Dezember im Wesentlichen mit Verweis auf die noch nicht beschlossene Rechtsgrundlage solcher Projekte und vertrat ansonsten die Ansicht, der Auftrag der Stadtverordneten hätte sich mit der Legalisierung von Eigenanbau und Anbauvereinen erledigt. Nachdem die Rechtsgrundlage für die Modellprojekte nun vorliegt, ist es jetzt höchste Zeit, dass die Stadt sich aktiv um ein geeignetes Projekt mit passenden Partnern bemüht. Der Beschluss der Stadtverordneten ließ seinerzeit eigentlich an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Und er wird sicher weder durch Eigenanbau überflüssig, noch durch Anbauvereine, die vor hohen bürokratischen Hürden stehen und deshalb kaum ins Laufen kommen.

Bisher sind in den Projekten verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen mit unterschiedlichen Fragestellungen zum Cannabis-Konsum geplant. Dabei werden nicht nur die direkten Auswirkungen auf die Konsumenten untersucht, sondern auch mit der Legalisierung verbundene gesellschaftspolitische Fragen, etwa wie schnell es gelingt, durch die kontrollierte Abgabe den Schwarzmarkt zurückzudrängen, wie sich durch die kontrollierte Abgabe das Verhalten der Konsumenten verändert, welche Unterschiede bei verschiedenen soziodemographischen Gruppen bestehen und welche Arbeitsplätze durch den legalen Markt entstehen. 

Eine Rückfrage bei Unternehmen, die sich in diesem Bereich engagieren hat ergeben, dass aktuell verschiedene Studien nicht umgesetzt werden können, weil dafür Kooperationspartner fehlen. Die beteiligten Unternehmen tragen üblicherweise auch die Kosten für die Studien und finanzieren sie aus dem Verkauf im Rahmen der Projekte. Die Stadt muss also nur noch die Koordination zwischen den beteiligten Ämtern und den Unternehmen leisten. Offenbach hat also noch die Auswahl, sich einer der geplanten Studien anzuschließen oder Kooperationspartner für eine neue Studie zu suchen.

Nach dem Gesetz zum Umgang mit Konsumcannabis kann man zwar Cannabis legal besitzen und zur Versorgung einer Anbauvereinigung beitreten oder bis zu drei Pflanzen selbst anbauen. Beide Möglichkeiten sind aber aufwendig und eher für regelmäßige Konsumenten geeignet. Anbauvereinigungen erwarten eine dauerhafte Mitgliedschaft und der Eigenanbau erfordert gewisse Voraussetzungen: die Pflanzen brauchen einen geeigneten Standort, an dem sie vor unbefugten Zugriffen geschützt sind, der Anbau dauert im Freiland etwa sechs Monate, also relativ lange Zeit und der Anbau in geschlossenen Räumen erfordert eine teure Ausstattung. Für Menschen, die Cannabis nur sehr gelegentlich konsumieren möchten, ist das keine Lösung. Wer ein Bier trinken möchte, muss ja auch nicht vorher das Bierbrauen erlernen und sich eine kostspielige Ausrüstung zulegen. 

Die Modellprojekte sind ein wichtiger Schritt zum Umgang mit der Legalisierung von Cannabis. Die Linke setzt sich dafür ein, dass der bestehende Stadtverordnetenbeschluss jetzt endlich konkret umgesetzt wird und auch die Menschen in Offenbach an einem Modellprojekt teilhaben können.“

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  • Peter_Schnell_2023: Peter Schnell / privat