KWU-Türme – Offenbach braucht bezahlbare Wohnungen und keine Luftschlösser 

Pressemitteilung der Stadtverordneten Gizem Erinç-Çiftçi

KWU-Türme – Offenbach braucht bezahlbare Wohnungen und keine Luftschlösser

Zur kürzlich bekannt gewordenen prekären Geschäftslage der Projektentwickler der ehemaligen KWU-Türme, Consus und Adler Group, erklärt die Stadtverordnete Gizem Erinç-Çiftçi:

„Das Bauprojekt am Kaiserlei entwickelt sich immer mehr zum wohnungs- und baupolitischen Desaster für Offenbach. Nach ständigen Baustopps, Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung von Aufträgen oder dem Absprung von Investoren könnte das Bauprojekt nun seinen negativen Höhepunkt erreichen. Denn das Unternehmensgeflecht der Entwickler um die Adler Group steht vor einem Scherbenhaufen. Die Firmengruppe ist in den Jahren des Immobilienbooms gewachsen und hat kräftige Gewinne erzielt. Gesteigert wurden diese Gewinne auch durch den Verkauf von Objekten zwischen Firmen, die zur gleichen Unternehmensgruppe gehören. Die Gewinnsteigerungen waren dabei zum Teil atemberaubend. Nun haben sich die Wirtschaftsprüfer der KPMG geweigert zu bescheinigen, dass der Jahresabschluss der Firmengruppe ordnungsgemäß erstellt wurde. Dazu kommen Milliardenverluste und etliche Beschwerden über unsaubere Geschäfte, wodurch das Unternehmen bereits in den Fokus der Bundesfinanzaufsicht geraten ist. Die Zeit nannte die Adler Group in einem Artikel jüngst das „Wirecard der Immobilienbranche“.  

Am Kaiserlei wird man derweil 5 Jahre nach Baubeginn immer noch von riesigen Betonskeletten und einer Großbaustelle begrüßt. Eine Fertigstellung ist mittlerweile unrealistischer denn je – und das, während der Wohnungsmarkt in unserer Stadt angespannter kaum sein könnte!

Viele Menschen in Offenbach kämpfen tagtäglich mit dem begrenzten Angebot an bezahlbarem Wohnraum und den nun auch noch ansteigenden Energiekosten. Von den hochpreisigen Managerappartements, die in den ehemaligen KWU-Türmen entwickelt werden sollten, hätten sie außer steigenden Mieten sowieso nichts gehabt. Doch dass nach so vielen Jahren am Kaiserlei keine einzige Wohnung auch nur im Entferntesten entwickelt und stattdessen mit potenziellem Wohnraum Monopoly gespielt wurde, ist für Offenbach eine Katastrophe. Die jetzige Situation ist das Ergebnis davon, wenn bei der Entwicklung von Wohnraum die Profitmaximierung das oberste Gebot ist. Unternehmen wie die Adler Group stehen beispielhaft für diese Praxis.

DIE LINKE hat sich von Anfang an gegen eine solche Form der „Stadtentwicklung“ gestellt, die ihren Namen nicht wert ist. Natürlich ist es für eine arme Stadt wie Offenbach nur schwer realisierbar, solche riesigen Projekte selbst zu entwickeln. Dennoch muss sichergestellt werden, dass man es mit seriösen Unternehmen zu tun hat und es müssen Vorkehrungen getroffen werden, dass man nicht auf einer halbfertigen Baustelle sitzen bleibt.

In vielen Städten herrscht mittlerweile Wut über die Adler-Gruppe. Dort wird auch offen angesprochen, dass kein Glaube mehr an die Fertigstellung der Projekte besteht, und es werden Maßnahmen gegen das Unternehmen ergriffen. Bereits in der Stadtverordnetenversammlung im Januar haben wir ein gemeinsames Vorgehen mit anderen betroffenen Kommunen gefordert, doch unser Antrag wurde abgelehnt.

Die Fraktion DIE LINKE fordert die Stadt Offenbach auf nun endlich Klartext zu reden und aktiv zu werden. Der Magistrat muss sich eingestehen, dass er auf das falsche Pferd gesetzt hat. Er ist den Bürger*innen Offenbachs eine Erklärung darüber schuldig, wie das Vorgehen – vor allem bei einem endgültigen Zusammenbruch der Adler-Gruppe – aussehen wird. Da bisher seitens der Stadt keinerlei Stellungnahmen erfolgten, wird unsere Fraktion eine Magistratsanfrage zu dem Thema einreichen. 

Es bleibt zu hoffen, dass der Magistrat aus diesem Desaster die richtigen Lehren zieht und in Zukunft eine nachhaltige und sozial gerechte Stadt- und Wohnraumentwicklung in den Vordergrund stellt, denn Offenbach braucht bezahlbare Wohnungen und keine Luftschlösser.“