Offenbach braucht eine Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen

Die Fraktion DIE LINKE hat beantragt, eine Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen einzurichten. Dazu erklärt die Stadtverordnete Marion Guth:

„Immer mehr Menschen leiden an psychischen Erkrankungen. Sie brauchen Unterstützung, um die Krankheit und ihre Folgen in den Griff zu bekommen. Allerdings reagiert das Gesundheitssystem nicht angemessen auf diese Entwicklung. DIE LINKE fordert deshalb eine niedrigschwellige Anlaufstelle für psychisch erkrankte Menschen und ihre Angehörigen.

Eine niedrigschwellige Anlaufstelle führt die bestehenden Hilfsangebote unter einem Dach zusammen und dient als offener Treffpunkt, an dem sich Menschen mit psychischen Erkrankungen kennenlernen und austauschen können. Betroffene können so erkennen, dass sie mit vielen Problemen nicht alleine dastehen. Im Austausch mit anderen erkennen sie, das ihnen verschiedene Lösungswege offenstehen. Das gilt beispielsweise für die Frage, wie man die Krankheit in der Familie oder im Freundeskreis anspricht, wie man im Arbeitsleben mit der Erkrankung umgeht oder wie man den Verlust der eigenen Wohnung abwendet, der nach einer Krankheitsphase eventuell droht.

Eine Anlaufstelle hilft den Betroffenen außerdem, Kontakt zu professionellen Helfern aufzubauen. In Krisensituationen besteht so die Möglichkeit, rechtzeitig die passenden Hilfen anzubieten. Das ist wichtig, denn viele Erfahrungen, die die Betroffenen mit dem Gesundheitssystem und mit staatlichen Institutionen machen, führen dazu, dass sie ein gewisses Misstrauen gegen diese Einrichtungen entwickeln. In der Folge lehnen sie Hilfsangebote ab, obwohl sie vor Problemen stehen, die sie alleine vielleicht nicht lösen können.

Angehörige versuchen oft, die Betroffenen aufzufangen, sind aber mit den Begleiterscheinungen und Auswirkungen der Krankheitsbilder meist überfordert. Die psychische Erkrankung einer nahestehenden Person bedeutet auch für die Angehörigen eine extreme Belastung. Deshalb ist es wichtig, auch dem Umfeld der Betroffenen eine Plattform für den Erfahrungsaustausch und zur Information über mögliche Hilfsangebote zur Verfügung zu stellen.

In den vergangenen Jahren, die durch die Kontaktbeschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie geprägt waren, ist die Zahl der seelischen Erkrankungen besonders unter Kindern und Jugendlichen in erschreckendem Ausmaß gestiegen. Diese Altersgruppen brauchen besondere Angebote, die in Zusammenarbeit mit dem entsprechenden Fachpersonal umgesetzt werden müssen. Deshalb müssen auch die Bedürfnisse von jungen Menschen in das Konzept einer Anlaufstelle einfließen.

Erkrankungen der Seele gelten mittlerweile als neue Volkskrankheit. Das Gesundheitswesen muss darauf reagieren und endlich bessere und tragfähige Strukturen schaffen, um die Betroffenen und ihre Angehörigen zu unterstützen.“