Sommerstraßen für ein lebendiges und partizipatives Stadtleben

Die Fraktion DIE LINKE beantragt zur nächsten Stadtverordnetenversammlung, dass der Magistrat prüft, ob in Offenbach die Errichtung von „Sommerstraßen“ möglich ist. Dabei handelt es sich um eine auf die Sommermonate bezogene Ausweisung neuer verkehrsberuhigter Bereiche oder Spielstraßen. Zusammen mit den Anwohnenden sollen Nutzungs-, Veranstaltungs- und Verkehrskonzepte erarbeitet werden, um im öffentlichen Raum attraktive und lebendige Aufenthaltsmöglichkeiten entstehen zu lassen.

Die Idee der Sommerstraßen kommt ursprünglich aus Stockholm. Dort wird seit 2015 regelmäßig der Autoverkehr im Sommer in mehreren Straßen der Stadt reguliert, sodass für die Anwohner*innen neuer Raum zum Aufenthalt, zur Erholung und zur Begegnung entsteht. Für Pkw ist das Befahren der Straßen dann maximal noch im Schritttempo und unter höchster Rücksichtnahme auf anderen Verkehrsteilnehmer*innen möglich.

Neben der Verkehrsberuhigung laden die Sommerstraßen durch mobile Sitzgelegenheiten und Pflanzen zum Verweilen ein. Auch Kulturveranstaltungen finden regelmäßig auf den neu gewonnenen öffentlichen Flächen statt. Das Konzept ist in Stockholm so erfolgreich, dass es sich Jahr für Jahr vergrößert hat und heute um die drei Kilometer der Straßen sowohl im Zentrum als auch in den Randbezirken für den Pkw-Verkehr (teil-)gesperrt sind.

Verschiedene Städte in Deutschland haben bereits eigene Modelle für Sommerstraßen entwickelt und erprobt. Allen voran München, wo diesen Sommer bereits im fünften Jahr mehrere Straßen zu verkehrsberuhigten Bereichen oder Spielstraßen umgewidmet werden.

Auch in Offenbach hat man schon gute Erfahrungen mit der temporären Einrichtung einer Spielstraße gemacht. Im Rahmen des Projekts „Beweg Dein Quartier“ wurde die Johannes-Morhart-Straße im September 2021 für zwei Wochen für den Autoverkehr gesperrt. Anwohner*innen haben dazu viele positive Rückmeldungen gegeben und den Wunsch nach Verstetigung geäußert.

„Als Fraktion DIE LINKE wollen wir, dass sich die Stadt Offenbach ein Vorbild an München nimmt und ebenfalls ein Konzept für Sommerstraßen erarbeitet. Denn bei der Frage danach, wie wir in Zukunft in Städten leben wollen, spielt die Verteilung des knappen öffentlichen Raums eine entscheidende Rolle. Und zwar nicht nur in der Frage, welche Flächen welchen Verkehrsmitteln zustehen sollen, sondern eben auch unter dem Aspekt, inwieweit wir den öffentlichen Raum mehr als Lebens-, Handlungs- und Begegnungsraum nutzen wollen.

Viele Menschen in Offenbach verfügen über keinen Garten und wohnen in kleinen Wohnungen. Sie brauchen den Platz und die Möglichkeiten entspannt vor die Haustür zu treten, Freunde zu treffen, zu spielen oder sich einfach nur draußen aufzuhalten. Von den Sommerstraßen erwarten wir, dass sie den Menschen mehr – auch gemeinschaftlich – erlebte Lebensqualität geben. Sie bieten uns eine neue Perspektive, wie wir den Straßenraum nutzen können, und tragen zu einem aktiven, lebendigen und partizipativen Stadtleben bei“ erklärt der Stadtverordnete Peter Schnell zum Antrag.

Dafür brauche es ein gut erarbeitetes Konzept, dass Anwohner*innen, Gewerbetreibende, Kulturschaffende und auch die skeptischen Stimmen mitnimmt. Peter Schnell: „Unser Antrag schließt die Partizipation aller Interessengruppen genauso wie eine gute Öffentlichkeitsarbeit, ein Veranstaltungs- und Verkehrskonzept sowie eine wissenschaftliche Auswertung mit ein. So wollen wir sicherstellen, dass ein solches Projekt gut vorbereitet an den Start geht und auch langfristig Erfahrungswerte liefert, die in eine Verstetigung einfließen können.“

Zugleich erwarte man durch die Projektmaßnahmen eine beruhigende Wirkung auf den Kfz-Verkehr, der sich gerade im Sommer sehr negativ auf das Stadtklima und die Gesundheit der Anwohner*innen auswirke.

„Eine menschengerechte Stadtplanung braucht mutige neue Ansätze, die Lebensqualität und Gesundheit der Menschen in den Vordergrund stellen und zu einem neuen Gleichgewicht mit den sich ändernden Ansprüchen im Verkehr führen. Viele Menschen werden auch künftig auf eine zumindest gelegentliche Autonutzung angewiesen sein. Nur durch ein positives Erleben der gewonnenen ‚Freiräume‘ wird auch bei ihnen die Akzeptanz für Maßnahmen steigen, die den Flächenanspruch des Autoverkehrs beschränken“ ist Peter Schnell überzeugt.